Van Gogh – an der Schwelle zur Ewigkeit“ oder „At Eternitys Gate“ ist ein Film über (grob gesagt) die letzten 10 Jahre des Lebens (die Schaffensphase seiner Malerei), des spät-impressionistischen Künstlers Vincent Van Gogh. Der Titel des Films ist an ein Bild Van Goghs angelehnt.
„Sorrowing old man (at Eternitys gate)“, als Bild, sagt viel über den Film und das Leben des Protagonisten aus. Denn, trotz dem gesetzten Fokus auf Schönheit in ihrer Vielfalt, ist der Film doch sehr tragisch. Er zeigt sehr feinfühlig – wie Van Gogh auch selbst dargestellt wird – das Leben eines hingebungsvollen Künstlers in der, außerhalb der Kunst, so kalten Welt. Identifikation ist für einen jeden kreativen Kopf, der Schwierigkeiten hat seinen Geist mit der Gesellschaft kompatibel zu schalten, garantiert und in passenden Momenten kommt auch Gesellschaftskritik zum Vorschein : „Ist das ein Gefängnis ? – Nein eine Heilanstalt.“ .
Man stellt sich und den Zuschauer hier klar auf die Seite des verrückten Geists und es kommt klar der Gedanke auf, ob ein verrückter Geist nicht falsch behandelt werde, sowohl in der damaligen Gesellschaft, als auch in der heutigen. Auf der anderen Seite – das Frankreich des späten 19 Jahrhunderts. , dargestellt mit wirklich Sehnsucht erregender Ästhetik. Doch nicht nur SetUp-technisch, mit Van Gogh als Hauptfigur, samt seiner bewegenden Geschichte und Kunst ist der Film meisterlich. Zu einem meiner Lieblingsfilme wird er für mich neben Thematik und Setting vor allem durch das von mir sogenannte Zusammenspiel der Künste, was sich durch den ganzen Film zieht und was ich hier versuchen werde zu erklären.
Für Julian Schnabel ist „At Eternitys Gate“ nicht nur aufgrund des Fakts ein Lebenswerk, dass er in diesem Film seine beiden größten persönlichen Leidenschaften, die Malerei und die Filmkunst , vereint. Er macht dies in meinen Augen auch auf eine ganz besondere und relativ ausgeklügelte Weise. Der Autobiographisch dargestellte Van Gogh, wird in diesem Film wahrlich Umspielt von seinem Element der Kunst
Zum einen ist da die Kunst Van Goghs selbst , welche an sich übertrieben und eher realitätsfern ist. Filmisch wird diese jedoch sehr roh dargestellt – zum Teil weder Musik, noch sinnvolle Kamerabewegung oder farbliche Effekte. Der Intensitätsunteschied filmischen Stils (relativ schwach) und Van Goghs übertriebener, malerischer und farbenfroher Kunst, hebt letztere in Szenen in denen seine Bilder zur Geltung kommen, perfekt hervor.
Doch ist es an den Machern des Films selbst Van Gogh als Hauptfigur in künstlerische Bilder zu verarbeiten, so tun sie das stets und auf filmische Weise.
Hier fängt Julian Schnabel, Regisseur von „Van Gogh – an der Schwelle zur Ewigkeit“, an zu malen, mit einem dick aufgetragenem Stil, der wiederum in seiner Intensität die eben angesprochenen trockeneren Szenen kontrastiert .
Extrem farbvolle, atmosphärische Aufnahmen Van Goghs in der Natur, bei der Quelle seiner Inspiration, versetzen den Film in manchen Szenen in einen Rausch der Ästhetik.
Oder Bilder voller Ausdruck (oder Dialoge), durch Inszenierung Van Goghs in Lebenssituationen, die seine Psyche in raffinierter Symbolik festhalten.
Dazu kommen rauschhafte Szenen mit sehr Person-naher Kameraführung (wacklig und nah an Gesichter kommend), welche mit psychotischen Hauch einen Eindruck hinterlassen, der der komplexen Psyche Van Goghs einen angemessen Ausdruck verleiht. Julian Schnabel drückt also in genau den richtigen Momenten doll auf bei der Inszenierung. Bedeutungsschwangere Szenen denen wahrscheinlich nur Willem Dafoes ausdrucksvolles Gesicht gerecht werden kann, betten den Hauptcharakter in sein Element – die Kunst – ein, wenn er sie selbst eben gerade nicht praktiziert. Insgesamt lässt Willem Dafoe regelrecht ein schauspielerisches Feuerwerk auf den Zuschauer los. Szenen mit ihm als Genie mit leichtem Knacks im Dialog mit Mads Mikkelsen als sein Heilanstaltsleiter sind einfach Set-Up-Meisterwerke, besonders bei der Qualität der Dialoge bei denen viele schöne Zitate herumkommen („I paint, as a matter of fact, to stop thinking. I stop thinking, and I feel that I’m a part of everything outside and inside of me “ ; „I feel God is nature and nature is beauty.“).
Verständnis fehlt mir, für kritische Stimmen die behaupten, der Film hätte keine Höhepunkte. Ich denke man muss im Kopf behalten, dass dies ein BioPic, kein Actionfilm ist. Für ein BioPic ist es nicht wünschenswert, dass gekünstelte Spannungsbögen auftreten. Wünschenswert ist viel mehr angemessene Charakternähe, welche alle Ups and Downs des Charakters dem Zuschauer so nah wie möglich bringen und somit die Psyche des Protagonisten sehr transparent darstellt. Diesbezüglich muss ich sagen – sehr selten erst fühlte ich mich einem Hauptcharakter so nah wie in diesem Film, vor allem einfach durch unglaublich gute Darstellung von Van Goghs Gefühlen.
Das alles und natürlich, dass es Van Gogh ist der hier dargestellt wird – einer, der die Kunst in ihrer Freiheit so früh schon so gut verstanden hat – macht „Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit“ für mich zur perfekten Ode an die Kunst. Zurück lässt einen der Film mit einer Erkenntnis und Weisheit welche sich als Künstler definitiv vor Augen zu führen ist – zu leben ist nicht immer schön, doch das Leben ist schön und diese Schönheit gilt es festzuhalten und zu leben – „Ich finde das Bild in der Natur, ich muss es nur befreien.“