La La Land © Studiocanal
Ich weiß, ich könnte ein bisschen spät dran sein mit diesem Essay und es gibt bestimmt auch schon unzählige andere Texte, die sich mit dem Ende von La La Land befassen.
Aber, ich habe den Film eben erst vor kurzer Zeit gesehen und als ich danach mit einigen Freunden über ihn sprach, sagten diese mir oft, dass er ja gut sei aber das Ende leider nicht zu dem restlichen „romantischen“ Flair des Films gepasst habe. Auch einige Recherchen ergeben, dass es genug Leute gibt, die sich darüber wundern, die es vielleicht sogar schlecht finden. Doch warum endet La La Land so, wenn es doch bei einigen Zuschauern so schlecht ankommt?
In einem Film oder einem Buch, davon muss man ausgehen, ist alles durchdacht und alles hat einen Grund. Es war eine bewusste Entscheidung uns kein Happy End zu bescheren und die traf der Drehbuchautor, Damien Chazelle, doch bestimmt nicht nur um uns alle zu ärgern. Es muss also etwas dahinter stecken.
Doch um das Ende zu verstehen werfen wir doch einmal den Blick auf den Anfang. Protagonistin Mia Dolan (Emma Stone) ist gefangen in einem Stau auf dem Highway nach Los Angeles, der Stadt der Träume um dort Ruhm und Anerkennung zu finden. Natürlich ist sie nicht alleine, unzählige andere Träumer („Auf die Narren, die träumen.“) stecken im Stau gefangen. Dann steigt Mia auf einmal aus dem Auto und beginnt zu tanzen und auch all die anderen Fahrer beginnen zu tanzen und zu singen, vor lauter Vorfreude und Hoffnung, fahren sie doch in die Stadt der Träume.
Doch schnell hat das auch wieder ein Ende, Autofahrer sind wieder Autofahrer und dahin sind die Träume. Diese kleine Szene ist in gewisser Weise ein Ausblick auf die kommende Achterbahn der Emotionen, die La La Land durchmacht. Ein Höhenflug, der schnell wieder unterbrochen wird vom Leben selbst.
Denn die beiden Liebenden, Mia und Sebastian (Ryan Gosling) leben auch für einige Zeit gefangen in ihrer Pink-gefärbten Welt der Liebe und Romanze. Doch letztendlich kommt ihnen eben das Leben dazwischen und, auch wenn sie sich am Ende wiedersehen bleibt, ihre gemeinsame romantische Zukunft doch trotzdem ein Traum. Und so hält La La Land, entgegen der Erwartung, so vielen Menschen den harten Spiegel der Wirklichkeit vor das Gesicht und endet nicht in einem Happy End, endet nicht in einer stürmischen Wiedervereinigung der Beiden. Denn dieser Film erzählt keine romantische Geschichte, dieser Film erzählt eine Geschichte des Lebens. Und das ist gut so.
Wir leben in einer Welt, in der viel zu viele Menschen auf den perfekten Moment warten, in der viel zu viele auf die Hollywood-würdige Liebe warten.
Ihr müsst wissen, dass jeder Leser beziehungsweise Zuschauer am Anfang des Filmes/Buches/… einen Fiktions-Vertrag eingeht. Ein Fiktions-Vertrag, das ist ein Vertrag der bestätigt, dass sich der Leser/Zuschauer zwar vollkommen bewusst ist, dass das was er hier erlebt nicht real, also fiktiv ist, es aber trotzdem für diese kurze Zeit akzeptiert und als „real“ betrachtet. Während man den „Herrn der Ringe“ liest stört es niemanden, dass es dort Elfen, Zwerge und Orks gibt, denn für diese Zeit sind sie real.
Leider nur werden manche Werke, die sich zwar nahe an der Realität bewegen, als „real“ akzeptiert. Hier wird, dann oft nicht erkannt, dass es Fiktion ist. So auch oft romantische Filme. Fiktion, das ist eben oft nichts anderes als ein Abbild unserer Träume und unserer Wünsche. Romantische Filme zeigen eine Beziehung wie sie sich viele wünschen, es ist also oft eine Art „Idealzustand“, den es zu erreichen gilt. Ein „Idealzustand“, den zu erreichen aber nicht möglich ist.
Und trotzdem gibt es viel zu viele Zuschauer die aus einem Film gehen und sich genau das auch wünschen. Doch, Liebe, so wie sie dort dargestellt wird, gibt es nicht. Denn niemand kann unser Leben so kontrollieren, wie Autoren ihr eigenes Drehbuch kontrollieren. Das Leben ist kein Film, der kontrolliert wird.
Und genau das zeigt uns La La Land. Hier begegnen sich zwei Liebende, alles funktioniert und doch kommt ihnen das Leben dazwischen. Und, trotzdem werden beide Protagonisten glücklich, beide sind erfolgreich und Ema hat ein Kind.
Ich denke das ist eine wichtige Nachricht, die viele von uns brauchen. Leben ist nichts, dass man planen kann, es passiert einfach so. Und, vielleicht trefft ihr morgen die Liebe eures Lebens aber vielleicht zieht ihr übermorgen um. Es wird nie perfekt sein, wir leben in einer Welt mit vielen Ecken und Kanten doch trotzdem kann und wird man in ihr glücklich werden. Genau das zeigt uns La La Land, entgegen dem eigentlichen „Hollywood-Klischee“ und das ist gut so.
Das Ende von La La Land ist eine Nachricht an alle Romantiker und alle Träumer. Träumer von einer perfekten Welt. Versteht mich nicht falsch, träumen ist gut. Doch leben man muss eben immer noch in der wirklichen Welt. Und in dieser Welt gibt es keine Liebe gemäß dem Hollywood-Klischee.
4 Comments
Zustimmung!!
Was mich gestört hat ist nicht, dass Mia und Sebastian am Ende des Films getrennt sind, sondern dass sie stattdessen mit so einem drögen Geschäftsmann zusammen ist und er wieder Single sein muss.
Zugegeben für einige könnte die Ausgangssituation besser sein, aber Mia und Sebastian haben sich nun einfach auseinander gelebt.
Vielleicht war in Sebastian’s von der Kunst bestimmtem Leben einfach kein Platz für eine Freundin, beziehungsweise niemand kam mit seinem chaotischen Leben klar.
Dass Mia mit einem „drögen“ Geschäftsmann zusammen ist, zeigt doch auch wieder nur wie das Leben eben verlaufen kann. Glück ist natürlich subjektiv und wenn er Mia glücklich macht ist das doch in Ordnung 🙂
hat doch auch niemand dagegen, das sie was mit einem normale Geschäftsmann zusammen ist. Aber der Ehemann wird total langweilig dargestellt und für jeden Zuschauer eindeutig. Fakt ist auch das der Autor es ganz klar so darstellt, dass sie es bereut nicht mit Sebastian zusammen zu sein. Sie ringt mit sich und das wird dem Zuschauer klar verdeutlicht und Sebastian wirkt auch sehr traurig. Meiner Meinung zeigt der Film zwar die Realität, aber vermittelt eben nicht, dass man auch so glücklich sein kann, sondern das wenn man die falsche Entscheidung trifft, dass man es sein Leben bereuen wird. Nicht ohne Grund wird der Traum super glücklich dargestellt.
Darüber habe ich auch schon nachgedacht. So wie du es beschreibst erscheint es mir auch schlüssig und natürlich könnte auch genau das die Intentionen des Autors sein, aber das Ganze als „Fakt“ bezeichnen würde ich dann doch nicht.
Dass Sebastian es bereut nicht bei Mia geblieben zu sein, sehe ich eher als eine Art nostalgisches Wiederaufflammen der Gefühle. Er weiß jedoch, dass es nicht hätte sein könne. Und dennoch hat Sebastian jetzt seine Bar, seinen Traum und hat das verwirklicht was er schon immer wollte.
Der „Traum“ wird zwar positiv dargestellt, aber wenn man mal darauf achtet, sieht man Sebastian an keiner Stelle musizieren. Er ist zwar mit Mia und Mia erreicht all das, was sie wollte, aber Sebastian hat all das, wofür er früher brannte, auch den Jazz, für sie geopfert. Er musste sich entscheiden: Mia oder die Verwirklichung seiner Träume. La La Land zeigt ganz klar, dass beides eben nicht immer geht. Und das ist das Leben.