Shape of Water – ein geniales, verspieltes Meisterwerk voller Ideen, was sich in dem, zum Titel passenden „Fluss“ der Kreativität hin und wieder VERspielt.
Guillermo del Toro kennt sich aus, wenn es daran geht, ernste Themen mit fantastischer Fantasy zu mischen und dabei etwas zu formen, was Schaudern verursacht und überraschte Faszination in den Augen der Zuschauer hervorruft. So tat es der mexikanische Regisseur jedenfalls schon einst, mit seinem Film Pans Labyrinth (2006). Wie in diesem Film als auch in Shape of Water glänzt er mit vielen Genialitäten und zeigt doch harte Realität auf.
Und doch macht er in Pans Labyrinth einiges besser als in Shape of Water.
Zunächst einmal positives – der Film überzeugt sehr, durch kleine Einbauten und kreative Leckerbissen für den aufmerksamen Zuschauer, als auch fantasievolle und beeindruckende visuelle Ideen von Del Toro, wenn in der Anfangsszene zum Beispiel, das Aufwachen der Hauptperson dargestellt wird, indem ihr Schlafzimmer komplett unter Wasser steht und sie und ihr Bett idyllisch im blau glänzenden Nass schweben und mit der Zeit fließt das Wasser sanft ab und mit dem Wasser, geht auch ihr Schlaf langsam und ihr Schlaf wird gleichgestellt, mit der ruhigen Schwerelosigkeit, von welcher sie Teil ist, wenn sie schlafend Unterwasser schwebt. Das Wasser schwindet vollkommen und sie wird aus ihrem Schlaf gerissen, von einem nervigen Weckton. Nun kann die Charakter-Exposition beginnen.
Meiner Meinung nach ein genialer Start für diesen Film, das Thema perfekt erfassend und einleitend.
Wie angedeutet beginnen sich dann, die Charaktere zu entwickeln. Es sind sehr interessante, tiefe bis Standard, nervige Charaktere dabei. Stark ist zum Beispiel Richard Jenkins als homosexueller, sympathietragender Nachbar der Hauptperson, welcher besonderes Talent in sich hat, aber wie so oft leider keinen Erfolg hat. Extrem nervig dagegen – Octavia Spencer als dunkelhäutige Putzkraftkollegin der Hauptperson im Wissenschaftsgeheimlabor.
Zwar ist sie an sich als Person gut passend, als Dunkelhäutige in einem Film, der Diskreminierung stark thematisiert, doch ist der Charakter der besten Freundin Elisas (die Hauptperson) , mit sehr stumpfen „Ami-Humor“ gespickt, der einfach nicht in die Ästhetik des Films passt.
Die Story ist an sich grundsolide, ein wenig vorhersehbar, aber auch schön anzusehen.
Doch jetzt das „Problem“ was ich mit der Stimmigkeit des Films habe und dem Verhältnis von fantastischem Erzählstil und ernstem realistischem Flair.
An Stellen, wo eine einfache Putzfrau ohne Probleme, mit dem Strenggeheimen Fischmenschen verkehren kann, welcher in einem geheimen Labor in Amerika gefangen gehalten wird oder jener Fischmensch ohne Konsequenzen offen durch die Fußgängerzone, in einen Kinosaal läuft, will der Film, ein fantastischer, nicht unbedingt realistischer, doch schöner Film sein. Doch diese Atmosphäre, kann man leider den Film über nicht genießen und sich in diese hineinfinden. Denn an anderen Stellen, wo ein Mann den anderen der Folter willen, an einem Finger in des einen Mannes Schusswunde, durch die Gegend schleift und das Leben eines russischen Spions in Amerika beschrieben wird, will dieser Film ein ernstes Werk sein und ein ehrliches. Das fantastische und das ernste, funktionieren in diesem Film Hand in Hand leider nicht. Und ein flüssiger einstimmiger Flair, wäre für diesen Film mehr als essenziell um die visuelle Schönheit zu untermalen, statt sie zu stören und diesen Film reif zu machen, für den meiner Meinung nach unverdienten Gewinn des Oscars für den besten Film.
Im Endeffekt ist aus meiner Sicht der Oscar, für das beste Szenenbild völlig verdient und der Film lebt teilweise von dieser Qualität die in ihm steckt. Und auch der Oscar für die Beste Filmmusik geht komplett in Ordnung. Alexandre Desplat (Komponist des Soundtracks von Shape of Water), lässt einen in andere Dimensionen gleiten mit seinem Unfassbar schönem Soundtrack. Vor allem das Hauptthema „The Shape of Water“ kann ich jeden empfehlen der mit Hilfe von Musik eine andere Welt bereisen möchte, in welche Alexandre Desplat in der Lage ist, einen zu begleiten mit sanften Tönen.
Die beiden eher unverdienten Oscars sind dann für mich „Beste Regie“, denn ich denke Guillermo del Toro, hätte weit mehr an der Atmosphäre seines Films feilen können.
Und auch der Oscar für den „Besten Film“ ist deswegen nicht in meinem Sinne an Shape Of Water gegangen, nicht zuletzt, weil Blade Runner 2049, was das angeht weit mehr geliefert hat. Aber dazu vielleicht ein ander mal mehr.
Ich hoffe ich konnte euch von meiner Meinung überzeugen, jedoch nicht davon abhalten, den Film zu schauen, denn er ist es wert ihn zu betrachten, ihn zu hören und trotz wackelnder Atmosphäre, zu spüren.