Es ist eine Weile her, dass ich zuletzt auf meinem Netflix-Profil vorbeigeguckt habe. Und, es ist auch eine Weile her, dass ich zuletzt eine Serie am Stück durchgeguckt habe. Zu beidem verleitete mich die Deutsche Netflix Produktion „How to Sell Drugs Online (Fast)“. Ohne also weiter ins Detail zu gehen möchte ich schon hier, ganz untypisch für den „Spannungsbogen“ unserer Reviews eine klare Empfehlung aussprechen.
Deutsche Produktionen, das ist trotz den vielen erfolgreichen Produktionen, die es in letzter Zeit gab (4 Blocks, Dark) immer noch ein Thema, dass erst einmal, zumindest in mir, Misstrauen hervorruft. Doch vielleicht ist es an der Zeit unsere Meinung gegenüber Deutschen Produktionen zu überdenken.
Die Hauptperson von „How to Sell Drugs Online (Fast)“ ist Moritz (gespielt von Maximillian Mundt), ein klassischer Nerd. Gemeinsam mit seinem im Rollstuhl sitzenden Freund Lenny (Danilo Kamperidis), der auch in die Kategorie Nerd fällt, plant er einen Online-Shop rund um seltene Gegenstände aus Videospielen, genannt MyTems (My-Items) aufzubauen. Der Plan läuft gut, bis Moritz‘ Freundin Lisa (Lena Klenke) aus dem Auslandsjahr zurückkommt. Moritz, der sich wahnsinnig gefreut hat sie wiederzusehen und der auch immer noch wahnsinnig doll in sie verliebt ist, erfährt, dass sie diese Gefühle nach dem Ausland nicht mehr erwidert. Damit beginnt das Drama: Moritz probiert natürlich mit allen Mitteln Lisa zurückzubekommen und schmiedet so einen Plan.
Moritz möchte sie beeindrucken und steigt so, da er weiß dass Lisa in ihrem Auslandsjahr angefangen hat MDMA zu nehmen, in das Drogengeschäft ein, verwirft MyTems und gründet stattdessen MyDrugs, einen Online-Drogenshop. Ob er sie damit beeindruckt, sie tatsächlich zurückkriegt seht ihr nur, wenn ihr die Serie guckt. Fakt ist aber, dass so ein Einstieg ins Drogengeschäft andere, düstere Probleme hervorruft.
Mit diesem Szenario, dass im Übrigen auf einer echten Geschichte (ihr wisst ja, wie das mit dem „auf einer wahren Begebenheit basierend“ ist) basiert, ist auf jeden Fall genug Platz für viele Konflikte gegeben. Und Konflikte gibt es, das kann ich euch versprechen. Die Geschichte nimmt hin und wieder eine unerwartete Wendung. Das, und das schön schnelle Erzähltempo lässt sie interessant und frisch bleiben – perfekte Voraussetzungen fürs Bingewatchen.
How to Sell Drugs Online (Fast) ist eine Serie, bei der ich es schwer finde sie in ein Genre einzuordnen. Bei Netflix ist sie zunächst als „Comedy“ klassifiziert und das stimmt auch. Oft habe ich laut losgelacht und die Serie nimmt sich auch selbst nicht zu ernst. Viele Situationen werden überspitzt dargestellt. Die Serie hat definitiv keinen realistischen Anspruch. Ich finde aber, dass sie in einer überdrehten Weise sehr realistisch sein kann, aber dazu später mehr.
Als Serie, die sich um einen Drogenhandel dreht, enthält sie aber auch Krimi-Typische Elemente, die für Spannung sorgen.
Letztendlich ist es aber eine Erzählung des Einfügens in die Gesellschaft und des Erwachsenwerdens. Während dieser mal heiteren, mal ernsten – immer aber unterhaltsamen – Geschichte werden viele Themen angesprochen, die (typisch für Coming-Of-Age-Serien) uns Jugendliche beschäftigen. Sie regen zum Nachdenken an, es sind Themen mit denen auch ich selbst mich in meiner Freizeit schon beschäftigt habe. Zu keiner Zeit wirkt diese Auseinandersetzung gestellt oder falsch, sie ist gut in die unterhaltsame Geschichte eingewoben. „How to Sell Drugs Online (Fast)“ versteht, was Jugendliche beschäftigen; insbesondere unserer Umgang mit Social-Media und dem Internet im Allgemeinen wird perfekt dargestellt und. Auch die Jugendsprache, die in so vielen anderen Serien unangenehm und gestelzt wirkt, fügt sich hier wunderbar ein. Die Protagonisten reden so miteinander, wie wir es auch tun.
Wie sich die Serie mit kritischen, wichtigen Themen auseinandersetzt und zum Nachdenken anregt hat mir besonders gut gefallen. Viele der Themen und ihre Auseinandersetzung in der Serie verdienen einzelne Artikel, deshalb werde ich sie hier nicht weiter erwähnen. So etwas gehört nicht in ein Review, ich würde aber gerne in einem anderen Essay einige der Themen abhandeln. Also schreibt mir gerne ob ihr Lust darauf habt (wahrscheinlich wird es so oder so passieren).
Zum Schluss lässt sich die Serie noch von der Produktions-technischen Seite betrachten. Auch hier punktet sie enorm. Socialmedia-Nachrichten und andere Effekte können sich selbst vor dem internationalen Vergleich mit einem wahren Blockbuster sehen lassen. Auch die Schauspieler, obwohl fast alle von ihnen unbeschriebene Blätter sind, spielen super. Insbesondere Lena Klenke hat mir viel besser gefallen, als noch in „Fack Ju Goethe“.
Am Ende dieses Reviews kann ich also nur das wiederholen, was ich ganz zu Anfang bereits sagte. Guckt euch diese Serie an!