Ein Plottwist (Plotpoint) ist schon etwas Feines. Obwohl du gerade noch dachtest, dass du wüsstest wie die Geschichte ausgeht, wird auf einmal alles über den Haufen geworfen, überrascht dich und fesselt dich so um so mehr ans Buch, an den Film oder an die Serie. So oder so ähnlich sollte es zum Mindestens sein. Leider ist das aber nicht der Fall.
Ein Plottwist (Plotpoint) ist schon etwas Feines. Obwohl du gerade noch dachtest, dass du wüsstest wie die Geschichte ausgeht, wird auf einmal alles über den Haufen geworfen, überrascht dich und fesselt dich so um so mehr ans Buch, an den Film oder an die Serie. So oder so ähnlich sollte es zum Mindestens sein. Leider ist das aber nicht der Fall.
Um aber zu klären was mich stört, lasst uns doch erstmal klären, was ein Plottwist überhaupt ist. Ich nutze hier einmal die Definition von Wikipedia:
Etwas anderes als das, womit gerechnet wurde, tritt ein oder wird plötzlich erwartet. Ein bestimmtes Eintreten musste folglich, um eine Überraschung zu schaffen, in Aussicht gestellt worden sein.
Wikipedia
Es ist wirklich simpel. Wir haben unsere Geschichte und wir denken es läuft auf einen Punkt hinaus, doch dann kommt es anders. Es wird also etwas in Aussicht gestellt, beispielsweise eine Hochzeit doch in letzter Sekunde möchte einer der beiden nicht heiraten. Soweit so gut, es ist meist nichts anderes als ein einfaches narratives Element.
Ich möchte nun aber Bezug auf eine ganz bestimmte Form von Plottwist nehmen, die ich einfach mal den finalen Plottwist nenne. Ich meine damit die große Überraschung am Ende, die noch einmal alles über den Haufen wirft oder dem Leser oder Zuschauer einfach nur die Sprache verschlägt. Viele Krimis haben so einen. Vielleicht ist der Mörder am Ende doch unschuldig und der beste Freund des Protagonisten war es, oder aber der Mörder wurde als unschuldig anerkannt, nur um sich dann am Ende, nach dem Freispruch doch als schuldig zu offenbaren. Es ist toll so etwas zu sehen und deshalb verwenden Autoren den finalen Plottwist auch oft.
Leider nur wird dieser finale Plottwist manchmal selbst dann benutzt, wenn es gar keinen Sinn ergibt. Die Geschichte ist dann nicht für diesen Plottwist geschrieben, es fühlt sich an als würde er erst am Ende hinzugefügt werden. Ich kann nur Hypothesen aufstellen woran das liegt. Vielleicht daran, dass ein solches Ende so gut ankommt und Geschichten wollen nun mal erfolgreich sein und werden deshalb auf die Massen zugeschnitten oder aber um ein würdiges Finale für die Geschichte zu schaffen..
Das Ende kommt dann bei solchen „Mitläufern“ anders als erwartet doch es nimmt uns als Zuschauer nicht so mit, wie es eigentlich sollte. Und das liegt daran, dass der Plottwist schlecht geschrieben wurde.
Alfred Hitchcook revolutionierte das Thriller-Genre und das durch seinen neuen Einsatz von Suspense. Es gibt ein bekanntes Zitat von ihm in welchem er auf den Unterschied von suspense und suprise eingeht.
There is a distinct difference between „suspense“ and „surprise,“ and yet many pictures continually confuse the two. I’ll explain what I mean.
Alfred Hitchcook
We are now having a very innocent little chat. Let’s suppose that there is a bomb underneath this table between us. Nothing happens, and then all of a sudden, „Boom!“ There is an explosion. The public is surprised, but prior to this surprise, it has seen an absolutely ordinary scene, of no special consequence. Now, let us take a suspense situation. The bomb is underneath the table and the public knows it, probably because they have seen the anarchist place it there. The public is aware the bomb is going to explode at one o’clock and there is a clock in the decor. The public can see that it is a quarter to one. In these conditions, the same innocuous conversation becomes fascinating because the public is participating in the scene. The audience is longing to warn the characters on the screen: „You shouldn’t be talking about such trivial matters. There is a bomb beneath you and it is about to explode!“
In the first case we have given the public fifteen seconds of surprise at the moment of the explosion. In the second we have provided them with fifteen minutes of suspense. The conclusion is that whenever possible the public must be informed. Except when the surprise is a twist, that is, when the unexpected ending is, in itself, the highlight of the story.
Hier sagt Hitchcook am Ende, dass ein Twist, darunter auch der Plottwist nicht bekannt sein darf, und das ist richtig. Und doch spielt auch hier eine Art von Suspense eine wichtige Rolle, denn ohne vorherige Information erzielt selbst ein Plottwist nicht die geplante Wirkung. Denn auch hier ist suspense weitaus wichtiger der eigentliche suprise. Wenn der Plottwist am Ende, der uns überraschen soll schon angedeutet wird, zeigt er immer noch unglaubliche Wirkung, wenn es denn wirklich passiert. Lasst mich dafür mein Beispiel mit dem Krimi wieder aufgreifen. Wenn der Ermittler den angeblichen Mörder von Anfang an verdächtigt nur um dann zu erfahren, dass es sein Freund war, ohne vorherige Anzeichen, dann ist das überraschend. Wenn der Ermittler, und dadurch auch wir, aber Anzeichen sehen dafür, dass der Freund es war, wären wir viel geschockter. Stellt euch zum Beispiel vor, dass es anfangs so scheint als wäre der Mörder ihm immer einen Schritt voraus, weil es der Ermittler den Freund immer einweiht bis der Freund dann schließlich einen entscheidenden Hinweis für den Mörder findet. Und, gerade als der Ermittler den Mörder konfrontiert rutscht dem Freund etwas raus, dass er nicht wissen konnte, nur wenn er der Mörder wäre, und auf einmal setzt sich alles zusammen. Oder aber der Ermittler verdächtigt seinen Freund von Anfang an und verwirft dann diesen Verdacht, als der Freund ihn auf eine andere Fährte lockt nur um dann später zu realisieren, dass er von Anfang an richtig lag. Und wenn wir dann den finalen Plottwist sehen sind wir defintiv geschockter als in Szenario eins. Denn im Grunde hatten wir während des Filmes schon alles um den Plottwist zu erahnen und doch wird es uns erst klar, wenn wir es dann wirklich sehen. Überraschung alleine reicht nicht aus, wir brauchen auch eine Art suspense, wir brauchen eine gewisse Vorahnung.
Viele großartige Filme machen es so – „Fight Club“ und „Shutter Island“ und “ Prestige – Meister der Magie“, um nur ein paar zu nennen. Denn eine Geschichte, die am Ende noch einen finalen Plottwist gesetzt bekommt, nur um besser zu werden wird immer schlechter. Das ist wie, wenn man auf ein ein fertig gekochtes Essen am Ende noch eine Soße kippt, einfach nur weil das bei einem anderen Essen ganz gut geschmeckt hat – es wird nur schlechter.
George R. R. Martin sagte einmal, dass es zwei Arten von Autoren gibt: Die Gärtner und die Architekten. Der Architekt plant alles von Anfang an durch, bevor er überhaupt zu bauen beginnt während der Gärtner einfach nur einen Samen pflanzt und diesen wässert, immer weiter bis eine Pflanze wächst. Er weiß, was für eine Art es ist, doch er weiß nicht wie genau sie aussehen wird, das sieht er im Laufe des Prozesses. Und nur Architekten können wirklich gut mit finalen Plottwist arbeiten, denn er braucht Planung. Und das von Anfang an, und nicht erst wenn das Finale geschrieben wird. Das geht als Gärtner nicht. Schließlich kann ein Gärtner nicht einfach am Ende noch ein paar mehr Wurzeln an seine Pflanze binden, damit die Blüte am Ende eine andere Farbe hat.