Es gibt Neues zur Herr der Ringe Serie!
“I wisely started with a map” — J.R.R. Tolkien
— The Lord of the Rings on Prime (@LOTRonPrime) February 13, 2019
Diesen kryptischen Post konnten Enthusiasten der, sich in der Produktion befindenden, Herr der Ringe Serie schon vor knapp einem Monat bewundern. Was sich dahinter verbirgt ist Tolkiens Ansatz zum Herren der Ringe.
Nicht die Geschichte und nicht die Charaktere waren es, die Tolkien dazu brachten sein gigantisches Epos zu schreiben. Es waren Sprache und eine damit verbundene Karte. Und wenn schon Tolkien selbst sein großes Epos mit einer Karte begann, warum dann nicht auch die Serie selbst?
Schon im Vorfeld haben wir über Amazons 1-Milliarde US-Dollar Projekt spekuliert, nun endlich gibt es wieder etwas zu berichten! In Abständen, die übrigens genau der Anzahl an Ringen die man den Elben, Zwergen, Menschen und letzendlich Sauron in Tagen entsprach, postete man auf dem offiziellen Twitter Account nun Karten. Karten, die uns auf Zeiten in der komplexen Geschichte Mittelerdes schließen lassen. Und genau das werden wir nun tun. Werfen wir nun also alles in den Wind, was wir beim letzten Mal so schön zusammengefasst haben, denn wie es scheint dreht sich Amazon’s Herr der Ringe Serie nicht um den jungen Waldläufer Aragorn.
Eines lässt sich allerdings festhalten: Die Serie wird, wie wir schon angenommen haben, in der Vergangenheit spielen. Schließlich wäre Zukunft bei den ganzen geschichtlichen Fakten, die uns Tolkien hinterlassen hat nicht sinnvoll. Das Silmarillion, Die Kinder Hurins, Beren und Luthien, Der Fall von Gondolin… Tolkiens Welt strotzt nur so vor geschichtsträchtigen Momenten, Momenten die es auf die Leinwand zu bringen gilt.
Wo aber genau befinden wir uns in der umfangreichen Geschichte? Herr der Ringes Geschichte spielt sich am Ende des dritten Zeitalter ab. Vier gibt es insgesamt bis dann letztendlich alles mit „Dagor Dagorath“ enden wird. Diese letzte Schlacht ist aber Thema für einen anderen Artikel.
Vier Zeitalter gibt es also. Vier Zeitalter in denen viel passiert ist, in denen große Schlachten geschlagen wurden, die sogar ganze Landstriche untergehen ließen. Material für eine Serie gibt es also genug. Und selbst vor diesen Jahren gab es schon etwas, Tolkien schildert diese Geschichte in den Jahren der Bäume und dem Zeitalter vor den Tagen bis hin zur Schöpfung selbst. Eine umfangreiche Geschichte der Schöpfung vielleicht an anderer Stelle, wenn auch diese Aufgabe vielleicht unmöglich ist. Aber auch in dieser Zeit kann eine Serie quasi nicht existieren. Denn wie unsere eigene Geschichte wird alles schwammiger und ungenauer um so weiter wir in ihr zurückgehen. Die Macher der Serie hätten also wenig Material und wenig Material für eine Adaption einer Herr der Ringe Serie ist mindestens genau so schlimm wie zuviel Material. Denn gibt es zu viel Material, wird die Serie sich nicht an alles halten können und zu sehr an Vorgaben gebunden sein. Das würde für verärgerte Fans sorgen. Zu wenig Material aber und die Serie ist nicht mehr „Herr der Ringe“ genug.
Fest steht auch: Die Serie wird nach die Kinder Hurins spielen, um genau zu sein sogar nach Ende des ersten Zeitalters spielen. Warum das? Dazu können wir nun endlich die Karten zurate ziehen. Denn in der Geschichte Arda’s durchzogen die Kontinente verschiedene Änderungen. Mittelerde ist nur einer dieser Kontinente. Ein anderer, der noch während des ersten Zeitalters mit Mittelerde verknüpft war, war Beleriand. Am Ende des Ersten Zeitalters gab es eine riesiger Schlacht und Beleriand wurde vernichtet und verschwand unter den Wellen des Meeres.
Eine Karte Ardas ist schwer darzustellen, da die Welt erst flach war und dann von Illuvatar, dem Göttervater rund geformt wurde. Dennoch gibt es einige Skizzen.
In den offiziellen Karten, die von Amazon veröffentlicht wurden ist von Beleriand allerdings nichts zu sehen, deshalb gehen wir einmal stark davon aus, dass die Serie danach spielen wird also im zweiten beziehungsweise dritten Zeitalter.
Das dritte Zeitalter können wir aber fast ausschließen, denn auf der letzten der insgesamt fünf Karten lassen uns andere geographische Faktoren auf ein Spielen der Serie im zweiten Zeitalter schließen.
One Ring to rule them all, One Ring to find them, One Ring to bring them all, and in the darkness bind them, In the Land of Mordor where the Shadows lie. #LOTRonPrime pic.twitter.com/7TuQh7gRPD
— The Lord of the Rings on Prime (@LOTRonPrime) March 7, 2019
Am Auffälligsten ist hier Numenor, die Insel der gleichnamigen Numenor, die im Geschehen des zweiten Zeitalters eine zentrale Rolle einnehmen. Von dort aus erkunden sie die restliche Welt, vor allem den Osten, denn die Reise in den Westen wurde ihnen von den Valar (den heiligen Göttern) verboten. Deshalb können wir auch so große Teile des östlichen Kontinents sehen (oben das bekannte Mittelerde). Am Ende des zweiten Zeitalters geht auch Numenor unter und die Söhne Elendils beginnen zwei Königreiche zu gründen Gondor und Arnor.
Auch dafür, dass diese beiden Königreiche schon existieren gibt es Zeichen: Minas Ithil und Minas Anor sind zwei uns sehr bekannte Städte. Im dritten Zeitalter wurden sie umbenannt in Minas Tirith und Minas Morgul. Diese Städte gehören zum Königreich Gondor, welches im Ende des zweiten Zeitalters gegründet wurde. Weiter im Osten ist die Stadt Fornost zu sehen, Teil des Königreiches Arnor. Denn Numenor ging schon ein Jahr vor der Gründung dieser Städte unter. Zeitlich gesehen können Numenor und die beiden Königreiche aber nicht gleichzeitig existieren, es sei denn Amazon hat die Regeln ein wenig gebogen. Da der Untergang Numenors aber in der Gründung dieser Königreiche resultiert, könnte es sein, dass wir hier schon sehen welches Thema die Serie haben wird: Den Untergang Arnors beziehungsweise die Gründung der Königreiche der Menschen sowie den Aufstieg Saurons und die Gründung des letzten Bündnisses der Menschen und Elben, bei dem Sauron besiegt wird und Isildur den Ring an sich nimmt. All das spielt sich in einem Zeitraum von ca. 30 Jahren ab.
Die Karte zeigt also alle Orte, da sie den Verlauf der Welt über mehrere Jahre darstellt. Die Serie würde dann sowohl vom Untergang Numenors als auch von der Gründung dieser Städte und damit der Gründung von Gondor und Arnor spielen, sowie wahrscheinlich der Bildung des letzten Bündnisses und dem Sieg gegenüber Sauron, welchen wir schon in den Herr der Ringe Filmen (Teil 3!) bewundern konnte.
Es ist aber fraglich ob die Serie wirklich davon handeln wird, denn vieles ist über diese Schlacht schon bekannt und der Ausgang wäre offensichtlich.
Andere Themen sind natürlich auch denkbar, jedoch müssten sich diese Ereignisse in dieser knappen Zeitspanne (Ende zweites Zeitalter und Anfang drittes Zeitalter) abspielen um diese zeitliche Diskrepanz zu erklären.
Vielleicht sind diese Städte aber auch einfach so eingezeichnet, vielleicht nimmt es Amazon nicht so genau mit den Jahren. Schließlich existieren die Namen Gondor und Arnor nicht, was dafür spricht, dass die Herr der Ringe Serie doch im zweiten Zeitalter vor der Zerstörung Numenors spielt. Manchmal muss man auch ein paar Jahreszahlen biegen um den Zuschauern eine spannende Geschichte zu bieten. Das gleiche Problem haben wir ja bei ludonarrativer Dissonanz.
Die geschichtlichen Fakten sind jedoch folgende: Sowohl Minas Ithil als auch Minas Anor wurden erst im Jahre 3320 des zweiten Zeitalters gegründet. Schon 3319 ging Numenor unter und 3341 ist das letzte Jahr des zweiten Zeitalters in der die große Schlacht zwischen Elben und Menschen gegen Sauron stattfindet. Das ist die zeitliche Einordnung Tolkiens und ich als großer Fan wäre schon begeistert, wenn die Serie sich daran halten würde.
Davon abgesehen sind auch andere bekannte Orte, unter anderen Namen sind erkennbar, zum Beispiel Lothlorien oder Bruchtal. Wir sehen also auch Städte der Zwerge und der Elben, was darauf schließen lässt, dass auch diese beiden Völker wieder vertreten sind. In einer Geschichte in Arda ist das aber sowieso unvermeidlich.
Hält sich die Serie an die von Tolkien festgelegte Timeline, dann ist der Plot ziemlich klar. Es wird also um Sauron gehen, um die Korruption der Insel Numenor, um einfache Menschen, stolze Elben und geheimnisvolle Zwerge und wie Sauron sie alle hinters Licht führte. Um Eitelkeit und Hochsinn und um einen tiefen Fall. Um die Gründung neuer Königreiche und ein letztes verzweifeltes Bündnis, das dem Bösen die Stirn bietet. Alles in allem klingt das sehr, sehr interessant und nach perfektem Material für eine Serie, die in die Fußstapfen von „Game of Thrones“ treten will. Im zweiten Zeitalter verschwimmen die sonst so klaren schwarz-weißen Konflikte zwischen Gut und Böse zu einem dichten Grau. Böse ist Sauron trotzdem und an eine moralische Vielfalt, wie wir sie in Game of Thrones sehen wir eine Herr der Ringe Serie nur schwer rankommen, doch sie wird sich leichter von den simplen Motiven der Filme lösen können.
Amazon versprach uns, dass Charaktere wiederkehren, die wir lieben und auch das wäre in dem zweiten Zeitalter kein Problem, denn Galadriel Elrond und Gandalf (auch Tom Bombadil, Baumbart und Co.!) sind schon mehrere Tausend Jahre alt. Gandalf kam aber erst im dritten Zeitalter nach Mittelerde, ihn also vorher einzubringen wird also schwierig, aber nicht unmöglich.
Außerdem postete Amazon jede der Karten mit einem Gedicht. Jenem Gedicht, dass von der Schmiedung der Ringe handelt – jenem Gedicht, dass von dem einen Ring erzählt, den Sauron im Geheimen schmiedete. Und tatsächlich stammt dieses Gedicht genau aus der Zeit, es handelt von Saurons geheimen Machenschaften. Ungefähr im Jahre 1500 des zweiten Zeitalters begannen die Elben die Ringe der Macht zu schmieden und auch sie spielen in der vermuteten Story eine große Rolle, nicht zuletzt weil Sauron durch seinen Ring all die anderen verrät. Die Handlung wäre also sogar ein direktes Prequel zum Ringkrieg, nicht nur eine weitere Serie, die in dieser Welt spielt. Alles deutet also darauf hin!
Was spricht aber dagegen? Die Inkonsistenz der Karten würde sich so zwar erklären lassen, kann aber auch anders begründet sein, beispielsweise durch die Regelbiegung auf Seiten von Amazon. Und wie bereits erwähnt, wäre hier der Ausgang der Serie schon klar, denn wie es mit Sauron und Arda weitergeht, das wissen wir bereit. Jedoch wissen das längst nicht alle, weshalb ich mich auch mit Spoilern zurückhalten werde, nur für den Fall.
Davon abgesehen bietet Arda’s Geschichte so viel mehr Potential, Potential das Amazon nutzen könnte und vielleicht auch wird.
Was könnte die Serie für einen Plot haben? Darüber zu mutmaßen ist schwierig. Durch die genaue zeitliche Einordnung der Karten scheint mit der oben erläuterte Plot sinnvoll und ich wäre auch zufrieden damit doch Arda’s Geschichte bietet soviel mehr und wenn Amazon dafür ein paar Jahreszahlen biegen muss – was soll’s?